Best Practice
Gezielte Behandlung: Auswahl von Patienten für die renale Denervation
22. September 2025
Die renale Denervation (RDN) hat sich als transformative Zusatztherapie für Patienten mit unkontrolliertem oder resistentem Bluthochdruck etabliert. Mit zunehmender klinischer Evidenz und regulatorischen Zulassungen verlagert sich der Fokus auf die richtige Patientenauswahl – ein entscheidender Schritt, um optimale Ergebnisse zu erzielen und unnötige Eingriffe zu vermeiden.
Leitlinienbasierte Kriterien: Empfehlungen von ESC und ESH
Die ESC-Leitlinien 2024 und die ESH-Leitlinien 2023 bieten einen strukturierten Rahmen zur Identifikation geeigneter RDN-Kandidaten:
ESC 2024 Empfehlungen¹
- RDN kann bei Patienten mit resistentem Bluthochdruck (unkontrollierter Blutdruck trotz ≥3 blutdrucksenkender Medikamente, einschließlich eines Diuretikums) in einem Zentrum mit mittlerem bis hohem Volumen und nach einem gemeinsamen Entscheidungsprozess in Betracht gezogen werden.
- RDN kann auch bei Patienten mit unkontrolliertem Bluthochdruck unter weniger als drei Medikamenten erwogen werden, insbesondere wenn sie ein hohes kardiovaskuläres Risiko haben und eine Präferenz für RDN äußern.
- RDN wird nicht empfohlen bei Patienten mit einer eGFR <40 mL/min/1,73 m² oder sekundärer Hypertonie.
ESH 2023 Empfehlungen²
RDN kann bei folgenden Patienten in Betracht gezogen werden:
- Unkontrollierter Blutdruck trotz Kombinationstherapie.
- Medikamentenunverträglichkeit oder eingeschränkte Lebensqualität durch Nebenwirkungen.
- Resistente Hypertonie mit eGFR >40 mL/min/1,73 m².
- Betonung auf gemeinsame Entscheidungsfindung und Behandlung in spezialisierten Zentren.
Erkenntnisse aus der klinischen Forschung³
Laut einer aktuellen Übersicht in Nature Reviews Cardiology zeigt RDN Wirksamkeit über das gesamte Spektrum der Hypertonie – von milden bis zu wirklich resistenten Fällen. Besonders hervorgehoben wird, dass ein höherer Ausgangsblutdruck der konsistenteste Prädiktor für eine erfolgreiche Behandlung ist. Die Übersicht betont außerdem die Notwendigkeit von:
- Ausschluss sekundärer Hypertonie.
- Objektiver Bewertung der Medikamentenadhärenz.
- Multidisziplinärer Beurteilung, einschließlich Hypertonie-Spezialisten und Interventionisten.
Praktisches Formular zur Patientenauswahl
Das von Recor Medical entwickelte Screening-Formular entspricht diesen Leitlinien und bietet eine praktische Checkliste für medizinisches Fachpersonal. Wichtige Einschlusskriterien sind:
- Praxis-Systolischer Blutdruck ≥140 mmHg trotz Lebensstiländerungen und Medikation
- Einnahme von mindestens drei blutdrucksenkenden Medikamenten, idealerweise einem Diuretikum
- Keine sekundären Ursachen für Hypertonie
- eGFR ≥40 mL/min/1,73 m²
- Bereitschaft des Patienten zur Durchführung von RDN nach ausführlicher Aufklärung
Indikatoren für kardiovaskuläre Risiken und deren Relevanz in den Leitlinien
Die folgenden Faktoren, die im Auswahlformular für Patienten aufgeführt sind und das kardiovaskuläre Risiko erhöhen können, werden direkt durch die Empfehlungen von ESC/ESH¹,² unterstützt:
- Frühere Schlaganfälle oder transitorische ischämische Attacken (TIA)
Diese zerebrovaskulären Ereignisse deuten auf eine fortgeschrittene Gefäßerkrankung hin und sind mit schlechten Ergebnissen bei unkontrollierter Hypertonie verbunden. Die ESC-Leitlinien erkennen eine Schlaganfallhistorie als Marker für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko an. - Frühere Myokardinfarkte (MI) und koronare Herzkrankheit (KHK)
Patienten mit einer Vorgeschichte von MI oder KHK haben ein hohes Risiko für erneute kardiovaskuläre Ereignisse. Die ESC-Leitlinien empfehlen eine intensive Blutdruckkontrolle in diesen Populationen, und RDN kann in Betracht gezogen werden, wenn die medikamentöse Therapie unzureichend oder schlecht verträglich ist. - Herzinsuffizienz
Hypertonie ist ein wesentlicher Faktor für die Progression der Herzinsuffizienz. Die ESC-Leitlinien weisen darauf hin, dass Patienten mit Herzinsuffizienz und unkontrolliertem Blutdruck von RDN profitieren könnten, insbesondere wenn eine sympathische Überaktivität vorliegt. - Vorhofflimmern (AF)
AF ist sowohl eine Folge als auch ein Mitverursacher der durch Hypertonie bedingten kardialen Umstrukturierung. ESC-Dokumente heben AF als Komorbidität hervor, die das kardiovaskuläre Risiko erhöht und eine Berücksichtigung von RDN unterstützen kann. - Rauchen
Ein modifizierbarer Risikofaktor, der Gefäßschäden verstärkt und das gesamte kardiovaskuläre Risiko erhöht. Obwohl Rauchen kein direkter Indikationsgrund für RDN ist, trägt der Rauchstatus zum globalen Risikoprofil bei, das bei der Patientenauswahl berücksichtigt wird. - Diabetes mellitus
Die ESC-Leitlinien geben detaillierte Empfehlungen für das Management von Hypertonie bei diabetischen Patienten und betonen die Notwendigkeit einer aggressiven Blutdruckkontrolle. RDN kann bei Patienten mit schlechter Kontrolle oder Medikamentenunverträglichkeit in Betracht gezogen werden. - Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
PAVK spiegelt eine systemische Atherosklerose wider und ist mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität verbunden. Die ESC-Leitlinien berücksichtigen PAVK in der Risikostratifizierung für das Hypertoniemanagement.
Patienten mit diesen Erkrankungen wurden in den klinischen Studien von Recor nicht untersucht. Bitte beachten Sie die wichtigen Informationen zur Indikation des Geräts. Darüber hinaus wird eine multidisziplinäre Bewertung durch ein Team verschiedener medizinischer Fachrichtungen sowie eine patientenzentrierte Therapieentscheidung für potenzielle Patienten, die von einer katheterbasierten renalen Denervation profitieren könnten, empfohlen.
Quellen:
1 | European Heart Journal, ehae178, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae178 |
2 | Mancia G. et al. J Hypertension 2023 |
3 | L. Lauder et all.; Nature Reviews Cardiology volume 22, pages 675–688 (2025) “European guidelines for hypertension in 2024: a comparison of key recommendations for clinical practice”; Expert Recommendation; Published: 21 July 2025 |
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