Best Practice
Eine Ultraschall-Nieren-Denervations-Klinik (uRDN) von Grund auf in Spanien aufbauen
10. Dezember 2025
Dieser Artikel beschreibt die Erfahrungen von Dr. Iván Javier Núñez-Gil beim Aufbau eines erfolgreichen uRDN-Programms in Spanien. Ein starkes Beispiel für medizinisches Fachpersonal und Institutionen, die Innovationen vorantreiben und ihren Patient*innen die neuesten Therapieoptionen anbieten möchten.
Ein uRDN-Programm und seine Auswirkungen für Patient*innen
„In der täglichen Praxis sehen wir weiterhin viele Patient*innen mit unkontrollierter Hypertonie trotz mehrerer Medikamente und Lebensstilmaßnahmen. Einige sind tatsächlich resistent; andere intolerant oder schlecht therapietreu aufgrund von Nebenwirkungen oder der Tablettenlast. Die Nieren-Denervation (RDN) bietet eine dauerhafte, anatomiebasierte Zusatztherapie, die nicht von der täglichen Einnahme abhängt. Das Ultraschallsystem hat mich überzeugt, weil es eine zirkumferente, konsistente Energieabgabe mit kurzer Lernkurve und vorhersehbarem Workflow ermöglicht – Eigenschaften, die sich gut in eine stark ausgelastete Katheterlabor-Umgebung übertragen lassen.“ erklärt Dr. Núñez-Gil.
„Unser Ziel war einfach: den Blutdruck sicher, nachhaltig und mit minimaler Beeinträchtigung des Patientenlebens zu senken.“ – Dr. Iván Javier Núñez-Gil.
Strukturierter Ansatz zur Implementierung des uRDN-Programms
Dr. Núñez verfolgte einen strukturierten Ansatz, beginnend mit einem prägnanten Business Case und der Entwicklung von zwei koordinierten Säulen:
- Hypertonie-Einheit für Auswahl und Nachsorge
- Interventionelle Einheit für die Durchführung
Der Business Case: Zustimmung der Krankenhausverwaltung
Der Business Case wurde entwickelt, um die Unterstützung der Krankenhausleitung zu gewinnen und konzentrierte sich auf:
- den ungedeckten klinischen Bedarf
- Evidenzbasis und Sicherheitsdaten
- erwartete Eingriffszahlen
- einen klaren multidisziplinären Ablauf
- Budgetauswirkungen mit realistischen Zeitplänen
Verwendete Leitlinien: Europäische Hypertonie-Leitlinien, ein national veröffentlichtes Expertenkonsensuspapier (an dem er aktiv beteiligt war) sowie eine aktuelle Meta-Analyse zur ultraschallbasierten Nieren-Denervation, durchgeführt von ihm und seinen Kolleg*innen.
Programmaufbau & Logistik
Hypertonie-Einheit (Patientenauswahl & Nachsorge):
- Leitung durch Kardiologie und Nephrologie (gemeinsame Klinik/Board)
- Hypertonie-Klinikpflegekräfte (ABPM, Schulung, Adhärenzkontrolle)
- Medikamentenabgleich und Screening auf sekundäre Ursachen
- Strukturierter Nachsorgeplan (z. B. 3, 6, 12 Monate mit ABPM und Praxis-BP)
Interventionelle Einheit (Durchführung):
- Interventioneller Kardiologe (Hauptoperator)
- Katheterlabor-Pflegekräfte und Techniker
- Anästhesie (empfohlen, aber nicht zwingend) für Komfort und hämodynamische Stabilität
- Pflegekraft für die unmittelbare Überwachung nach dem Eingriff
Technologie & Bildgebung:
- Ultraschall-RDN-Konsole und Katheter
- Standard-Setup für renale Angiografie (Guides, Drähte, hämodynamische Überwachung)
- Zugang zu Bildgebung bei Bedarf (renales CTA/Duplex)
Katheterlabor-Zugang:
- geblockter halber Tag zu Beginn, skalierbar mit Volumen
- Checkliste vor dem Eingriff und Kurzaufenthalt oder Entlassung am selben Tag
Daten- & Qualitätsinfrastruktur:
- Prospektives Register, Überwachung von Nebenwirkungen und regelmäßige Audits zur kontinuierlichen Verbesserung
Multidisziplinäre Zusammenarbeit & Patienten-Identifikation
Dr. Núñez entwickelte einen gemeinsamen Überweisungsweg zur Identifikation von uRDN-Kandidat*innen, indem er Schlüssel-Fachrichtungen zusammenbrachte, und gemeinsame Tools, klare Prozesse und einheitliche Kriterien etablierte.
Überweisungsstruktur:
- Einheitliches Überweisungsformular: geteilt mit Kardiologie, Nephrologie, Hausärzten und Innerer Medizin
- Regelmäßige virtuelle Boards: zur Kandidatenprüfung und Sicherstellung von Konsistenz und gemeinsamer Verantwortung
Kriterien für geeignete Patient*innen und Abstimmung zwischen Fachrichtungen:
- Erwachsene mit unkontrollierter oder resistenter Hypertonie trotz leitliniengerechter Therapie und Lebensstiloptimierung, geeigneter Nierenanatomie und ohne sekundäre Ursachen
- Einheitliche Schwellenwerte basierend auf ABPM
- Medikamentenabgleich zur Vermeidung von Pseudo-Resistenz
- „Living Protocol“: regelmäßig aktualisiertes Dokument zur Kodifizierung gemeinsamer Vereinbarungen, zugänglich für alle Beteiligten
Training & Schulung
Geräteschulung durch den Anbieter, Peer-to-Peer-Proctoring und Simulationen zur Entwicklung der Eingriffskompetenz. Seine Erfahrung mit Radiofrequenz- und Ultraschall-RDN half ihm, Technik und Troubleshooting-Protokolle zu standardisieren. Zusätzlich leitete er interne Schulungen für Stationspflegekräfte und Hypertonie-Klinikpersonal, um die peri-prozedurale Versorgung zu optimieren und eine koordinierte Nachsorge sicherzustellen.
Herausforderungen & Ergebnisse
Basierend auf Dr. Núñez’ Erfahrung können folgende Herausforderungen auftreten, zusammen mit praktischen Lösungsansätzen:
- Patientenauswahl & Erwartungen: strikte, transparente Checkliste implementieren und klar kommunizieren, dass RDN ergänzt – nicht ersetzt – Lebensstil und Medikamente
- Koordination zwischen Abteilungen: einfacher gemeinsamer Überweisungsweg und multidisziplinäres Board zur Vermeidung von Unklarheiten
- Datenerfassung: Entwicklung eines prospektiven Registers mit ABPM zu Beginn und in der Nachsorge, Medikamententracking und Überwachung von Nebenwirkungen
Ergebnisse im Programm von Dr. Núñez:
- Primäre Endpunkte: Veränderung des 24-Stunden-ambulanten systolischen BP und Praxis-BP nach 3–6–12 Monaten
- Sekundäre Endpunkte: Medikamentenlast, hypertensive Notfälle/Notaufnahmen, Stabilität der Nierenfunktion und patientenberichtete Ergebnisse (Verträglichkeit, Zufriedenheit)
- Sicherheitsendpunkte: prospektiv erfasst und im Einklang mit aktuellen uRDN-Programmen
Learnings
„Beginnen Sie mit einem klaren Protokoll und einem kleinen, engagierten Kernteam. Machen Sie ABPM und Medikamentenabgleich verpflichtend. Investieren Sie früh in Dateninfrastruktur – das zahlt sich bei der Verwaltung und für kontinuierliche Verbesserungen aus. Und kommunizieren Sie klar mit den Patient*innen: RDN ist eine starke Ergänzung, kein Zauberschalter.“ – Dr. Núñez
Meta-Analyse & RDN in Spanien
Dr. Núñez hat kürzlich die Veröffentlichung einer Meta-Analyse mit dem Titel „Wirksamkeit der ultraschallbasierten Nieren-Denervation zur Blutdrucksenkung: eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse“ geleitet. Wir haben ihn gefragt, was ihn motiviert hat, die Evidenz zu uRDN zusammenzufassen und welche Schlussfolgerungen er gezogen hat. „Wir wollten eine aktuelle, methodisch rigorose Übersicht, die sich auf die Ultraschall-RDN konzentriert und sowohl moderne Studien als auch die praktische Umsetzbarkeit widerspiegelt. Die Hauptschlussfolgerungen waren: Ultraschall-RDN erzielt klinisch relevante Senkungen des ambulanten und Praxis-Blutdrucks in unterschiedlichen Patientengruppen, mit einem günstigen Sicherheitsprofil und einem reproduzierbaren Verfahren, das sich gut in den Standard-Workflow eines Katheterlabors integrieren lässt.“ – Dr. Núñez
Ultraschall-RDN in Spanien: Dynamik aufbauen und die Zukunft der Hypertonie-Behandlung gestalten
„Die Dynamik nimmt zu. Ich denke, das Interesse von Kardiologie-, Nephrologie- und Hypertonie-Spezialist*innen wächst, je mehr Evidenz vorliegt und die Abläufe reifen. Zentren mit Erfahrung – wie unseres – fungieren als Trainings- und Überweisungs-Hubs, und die Patientennachfrage steigt, da das Bewusstsein zunimmt. Der Fokus liegt jetzt auf standardisierter Auswahl, robuster Nachsorge und Ergebnisberichterstattung, um verantwortungsvoll zu skalieren. Wenn wir das umsetzen, wird die Ultraschall-RDN zu einem verlässlichen, patientenzentrierten Instrument im Kampf gegen unkontrollierte Hypertonie.“
Link Meta-Analyse: Efficacy of ultrasound renal denervation reducing blood pressure: a systematic review and meta-analysis
Disclaimer: Dieser Best-Practice-Fall enthält die medizinischen Fachkenntnisse und Einblicke von Dr. Iván Javier Núñez-Gil zur Nieren-Denervation. Die geäußerten Ansichten und Meinungen stammen ausschließlich vom Arzt und spiegeln nicht notwendigerweise die von Recor Medical oder anderen Expert:innen wider. Dr. Núñez-Gil erhielt ein Honorar als Anerkennung für die Zeit und Expertise, die er für die Bereitstellung dieser Informationen aufgewendet hat.
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